Um 15.05 Uhr gab es im Nürnberger Grundigstadion am 26.07.2015 das lang ersehnte Gipfeltreffen der deutschen Meister im 800 m – Lauf der letzten Jahre. Robin Schembera (TSV Bayer Leverkusen), Sören Ludolph (LG Braunschweig) und Dennis Krüger trafen bei Meisterschaften noch nie in dieser Konstellation aufeinander. In einem hochklassigen Finale, dass die Zuschauer von den Sitzen riss, hatte Dennis am Ende mit 3/100 Sekunden Vorsprung einen Sieg in seinem bisher wohl wichtigsten Rennen erkämpft. Nach dem Sieg war der Frust um den 4.Platz bei den Junioren EM vor 14 Tagen vergessen. Dennis hatte es allen Zweiflern gezeigt, dass er sich in einem Meisterschaftsrennen auch gegen starke Konkurrenz durchsetzen kann. Dabei war das Rennen alles andere als einfach. Als bei guten Witterungsbedingungen der Startschuss fiel, wurden die Läufer nach wenigen Metern durch den zweiten Schuss zurückgeholt. Fehlstart, und durch wem? Alle Läufer schauten sich fragend und zweifelnd an – ein Fehlstart bei 800 m kommt sehr selten vor. Zum Glück hob der Kampfrichter die grüne Fahne – alle Läufer blieben im Rennen. Nach dem zweiten Startversuch setzte sich nach 100 m Andreas Lange (LG Baunschweig) an die Spitze des Feldes.
Dennis platzierte sich dahinter, immer bewacht von Robin Schembera. Die Durchgangszeit von 54,11 sek war für eine sehr gute Zeit deutlich zu langsam. Nach 500 m ging Dennis an die Spitze – und die behielt er bis zum Schluss. Bereits vor dem Rennen hatte Trainer Hans – Jürgen Stephan die möglichen taktischen Varianten durchgespielt und sich mit Dennis verständigt, das Rennen aktiv zu gestalten. So kam der Angriff von Robin Schembera eingangs der Zielgeraden nicht unerwartet.
Bis kurz vor dem Ziel konnte Robin Schembera auf einen Sieg hoffen, dann beschleunigte Dennis noch einmal. Ausreichend, um auf dem Zielfoto klar vorn zu sein. Aber sicher war Dennis nicht, erst als auf der Anzeigetafel sein Name erschien, konnte er seiner Freude freien Lauf lassen. Das Duell ging zwar mit 1:48,93 min zu 1:48,96 min knapp aus, aber das ist bei gleichwertigen Läufern nicht anders zu erwarten. Der Mut von Dennis, eine offensive Taktik zu wählen, wurde somit belohnt. Auf Platz drei kam Sören Ludolph mit 1:49,15 min und der freute sich ehrlich über seinen dritten Platz – nach längerer Abwesenheit ist der Teilnehmer der Olympischen Spiele von 2012 wieder zurück in der Spitze – und er wird 2016 zu beachten sein! Robin Schembera konnte sich nicht so freuen – denn im Meisterschaftsrennen ging es für ihn auch darum, sich für die WM in Peking zu empfehlen. Die Norm hat er ja mit 1:45,48 min bereits einmal erfüllt. Mit Meistertitel hätte er wohl alles klar gemacht. Als Dennis Krüger vom Stadionsprecher interviewt wurde, fand er die angemessenen Worte des Respekts für seinen Konkurrenten.
Die Teilnahme an der WM in Peking ist für Dennis und seinen Trainer kein Thema mehr. Es fehlte bisher die Möglichkeit, in einem schnellen Rennen die geforderte Zeit von 1:45,50 min zu laufen. Jetzt wird Dennis noch zwei Meetings in Stettin und in Göteborg bestreiten. Seine Trainingsleistungen lassen eine deutliche Steigerung der Saisonbestleistung erwarten, bei günstigen Bedingungen auch eine persönliche Bestzeit. Ein schöner Saisonabschluss könnte das ISTAF im Olympiastadion werden. Die Veranstalter halten es sich noch offen, ob die 800 m oder 1500 m ausgetragen werden. Ein Wiedersehen der besten deutschen Läufer wäre hier für die Zuschauer bestimmt sehr interessant – es müssen ja nicht immer Rekorde erzielt werden. Also Verantwortliche vom ISTAF – gebt Euch einen Ruck, die Berliner wollen ihren Deutschen Meister sehen!
Für den 1.VfL FORTUNA Marzahn war die Deutsche Meisterschaft mehr als erfolgreich. Sowohl Mayada Al Sayad als auch Dennis Krüger haben die Erwartungen voll erfüllt, mehr ging nicht. Herzlichen Glückwunsch an beide und auch an ihre Trainer Tobias Singer und Hans – Jürgen Stephan! Vergessen wollen wir aber an dieser Stelle nicht die Athleten, die es in diesem Jahr nicht bis zur DM geschafft haben. Nils Gerber (5000 m) und Benjamin Einert (800 m) fehlten auf Grund von Verletzungen, für Fiona Supritz (5000 m) stand in diesem Jahr die Ausbildung im Vordergrund.
Die Organisatoren und das Nürnberger Publikum schufen den Rahmen, ohne den die sportlichen Leistungen nicht möglich wären. Die etwa 22.000 Zuschauer boten auch am Sonntag eine stimmungsvolle Kulisse – so machen Meisterschaften Spaß, herzlichen Dank an die Nürnberger!
Beitrag von Heinz Nabrowsky